Lea’s Erziehung (3)

Sophie schluckte und man sah, dass es ihr alles furchtbar peinlich war.

„Na ja, es ist schon so ungefähr, wie es meine Mom erzählt hat. Man hat mich im Kaufhaus beim Klauen erwischt. Es war so ’ne Mutprobe. Im Nachhinein natürlich ziemlich blöd gewesen. Jedenfalls ist sie ziemlich ausgetickt, du weißt ja wie sie ist und dann hat sie mir eine ewige Standpauke gehalten und gemeint das sich einiges ändern wird. Das war vor ein paar Wochen und seit dem … na ja, siehst du ja.“ Sie zupft genervt an ihrem Kleid und verdreht die Augen.

In der Zeit war ihre Tante ins Haus gekommen, hatte die Sachen verstaut und werkelte in der Küche. Lea und Sophie gingen die Treppe wieder hinunter, denn Leas Zimmer, welches sich seit damals nicht viel geändert hatte, war im ersten Stock.

„Sophie“, rief ihre Mutter, „Abendessen ist gleich fertig. Ich werde dich heute etwas früher bettfertig machen, weil ja Lea auch noch da ist und ich möchte nicht, dass es dann zu spät für dich wird.“ Ihre Stimme klang, als erklärte sie es einem Kleinkind.

„Bettfertig machen?“, schnappte Lea überrascht. „Ist das euer Ernst?“

„Mom“, maulte Sophie, „kann ich heute nicht etwas länger aufbleiben?“

Ihre Tante kam aus der Küche und schaute beide Mädchen mit gerunzelter Stirn an. „Erstens, ja, das ist mein voller Ernst und zweitens, nein, du gehst ins Bett, wenn ich es sage. Und für die Widerworte gibt es auch noch eine Strafe.“

Lea und Sophie standen starr da und waren von der plötzlich herrischen Art überrumpelt.

„Und Lea!“ Lea zuckte zusammen und sah ihre Tante mit großen Rehaugen an.

„Für so eine pampige Frage wie eben hast du dir auch gleich eine eingefangen. Ich halte nichts von Welpenschutz und du sollst auch gleich merken wie es hier läuft.“

Damit ließ sie die beiden verdattert zurück und bereitete das Abendbrot fertig zu. Dann ging sie nach oben und Sophie folgte ihr, ohne noch einmal einen Mucks von sich zu geben.

Lea wartete im Wohnzimmer. Sie saß auf dem Sofa und ihr war ganz seltsam zumute. Sie war doch nur überrascht, war das so ungewöhnlich. Es war eine abstruse Situation und alles kam ihr total unwirklich vor. Sie blickte aus ihren Gedanken gerissen auf, als Sophie ins Zimmer kam. Sie trug einen einteiligen Schlafoverall, einen Onesie. Er war in einem hellen, blassen Gelb gehalten und über und über mit kindlichen Motiven bedeckt. Es waren die Disney Prinzessinnen. Dazwischen waren viele Schleifen, Sterne und Rosen. Es sah mehr wie ein Strampler für Babys aus, was durch die Füßlinge und den Reißverschluss am Rücken noch mehr unterstrichen wurde. Sophie hatte wieder diesen breiten, watschelnden Gang und diesmal war es durch ihre dicke Wölbung am Po und zwischen den Beinen deutlich …

„Hast du eine Windel an?“, platzte es aus Lea heraus.

„Das hat sie“, antwortete ihre Mutter für Sophie. „Und vielleicht erinnerst du dich auch, dass du bei uns auch öfters eine getragen hast. Du hattest nämlich ein paar Unfälle und das ist noch gar nicht so lange her.“

Lea hielt sofort den Mund und wurde feuerrot. Sie erinnerte sich schlagartig zurück. Es stimmte. Als sie vor etwa vier Jahren mit ihrer Mom zu besucht war, ging es ihr nicht so gut. Sie hatte sich damals eine Blasenentzündung geholt und tatsächlich war ihr ein kleines Missgeschick passiert. Sie hätte es gar nicht an die große Glocke gehangen, aber ihre Tante bestand damals darauf, dass sie zunächst eine wasserdichte Betteinlage bekam. Als ihr in dieser Nacht dann noch mal ein paar Tropfen ins Höschen gegangen waren, wurde sie für den nächsten Abend wirklich in Windeln gesteckt. Total übertrieben, wie sie fand, aber sie fügte sich und behielt zum Glück auch die Windeln trocken, obwohl sie sie bis zum Ende des Besuches hatte tragen müssen für die Nacht.

„Ich … “ stammelte sie los. „… das war doch nur weil…“

„Shhhht“ unterbrach sie ihre Tante. „Es gibt jetzt Abendessen und danach dürft ihr noch etwas Fernsehen. Für euch beide geht es heute pünktlich ins Bett.“

Der Ton ihrer Stimme ließ keine Diskussion zu und sie gingen alle in die Küche, wo ein leckeres Abendbrot auf sie wartete.

Lea setzte sich und versuchte diesmal sich zurückzuhalten, als sie sah, wie Sophie in eine Art Hochstuhl gesetzt wurde. Ein Tablet wurde vor ihr angebracht und ein Teller mit klein geschnittenem Brot hingestellt. Lea hatte einen normalen Teller und durfte sich auch selber aussuchen, was sie essen wollte. Immer wieder blickte sie während des stillen Essens zu ihrer Cousine, welche sich eher lustlos ein paar der Stücke mit den Fingern in den Mund schob. Als es ihrer Mutter scheinbar nicht schnell genug ging, nahm diese eine Gabel und begann Sophie zu füttern. Lea unterbrach ihr kauen und starrte.

„Soll ich dein Brot auch klein schneiden, junge Dame? Oder schaffst du wenigstens das allein?“

Lea schüttelte wild den Kopf und aß schnell weiter. Sophie war nicht begeistert davon vor ihrer Cousine gefüttert zu werden und drehte ein paar Mal den Kopf zur Seite.

„Gut!“ meinte ihre Mutter „Dann gibt es ab morgen wieder Brei. Du scheinst lieber ein bockiges Kleinkind zu sein und wirst eben auch so behandelt.“

Sophie quietschte erschrocken auf „Nein bitte nicht, das schmeckt furchtbar und … und …“ sieh hielt inne und ihre glühenden Wangen verrieten, dass sie etwas nicht aussprechen wollte.

„Keine Diskussion, du kennst die Regeln. Und deine Strafe wurde auch gerade verschärft. Aber das erfährst du dann morgen.“

Sophie schossen die Tränen in die Augen und sie schluchzte leise. In dem Moment hielt es Lea nicht mehr aus und fuhr lauter auf als sie eigentlich wollte.

„So kannst du sie doch nicht behandeln. Sie hat doch gar nichts weiter schlimmes gemacht. Das ist ohnehin total verrückt, was hier abgeht. So was geht doch nicht.“

Ihre Tante und ihre Cousine blickten Lea ihrerseits jetzt überrascht und verwirrt an. Niemand im Raum hatte mit so einem Ausbruch Leas gerechnet. Am aller wenigsten Lea selbst. Sie schluckte schwer und wollte sich mit weichen Knien und zittriger Stimme entschuldigen, als ihre Tante ihr sanft einen Finger auf die Lippen legte.

„Shhshhshh“, machte sie beruhigend und brachte die Situation wieder unter Kontrolle. Sie fuhr mit gefasster, aber irgendwie gefährlich leise klingender Stimme fort.

„Du hast natürlich recht, Lea. Das ist alles ziemlich verrückt und mir ist auch bewusst, dass es sich hier um eine extreme Maßnahme handelt. Aber glaub mir, das ist alles wohldurchdacht und für Sophie das allerbeste. Dein Verhalten aber zeigt mir, dass du ein wenig von dem ganzen überfordert bist. Ich hatte das eigentlich anders gedacht, aber nun denke ich ist es gut, wenn ich mit dir einen anderen Weg gehe. Wir sprechen morgen darüber, wenn ich noch einmal darüber geschlafen habe. Jetzt möchte ich von euch beiden nichts mehr hören. Esst auf und dann geht es ins Bett.“

Beide Mädchen waren so eingeschüchtert und aufgelöst, dass sie gehorchten. Das Abendessen wurde schweigend beendet. Sophie wurden alle Stücke gefüttert und sie sperrte bei jedem artig den Mund weit auf. Es wurde abgeräumt und Sophie ins Wohnzimmer geschickt.

„Eigentlich hast du es nicht verdient, aber du darfst doch Fernsehen, solange ich Lea fertig mache.“

Lea rutschte das Herz in die Hose. Wie meinte ihre Tante das, sie fertig zu machen? Sie wollte etwas sagen.

„Bitte ich … ich hab das vorhin nicht so gemeint. Es war nur, weil alles so seltsam ist und … „

Wieder wurde sie von dem sanften Druck des Fingers ihrer Tante auf ihren Lippen zum Schweigen gebracht. Ihre Tante sprach jetzt ruhig und fürsorglich.

„Das weiß ich doch, meine Kleine. Es ist auch alles in Ordnung. Es werden sich nur einige Dinge für dich ändern. Aber mach dir da keine Gedanken. Ich kümmere mich um alles. Komm jetzt bitte mit.„

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