Tina (16)

Da liegt sie nun, die einst so stolze, selbstbestimmte, junge Frau, welche so sehr nach Unabhängigkeit strebte, fest verpackt in dicken Windeln, gebunden, hilflos und verstummt.

Unser Tina-Baby ist nun auf den letzten Schritten ihrer Reise, bevor es Zeit wird, den Rückweg anzutreten. Das Ziel wird nicht dasselbe sein wie der Punkt, an dem sie losgelaufen ist, soviel ist auch ihr bereits klar.

Die ersten Tage des vollständigen Sinnesentzuges waren trotz der intensiven Vorbereitungen sehr anstrengend. Tina sah nichts, roch nichts, hörte nur dumpfes Pochen und das Rauschen ihres eigenen Blutes in den Ohren. Die Dunkelheit und die Stille legten sich wie Decken aus Blei über ihren Körper und zerrten wild an ihrem Geist. Ihre Gedanken kreisten nur darum, aus diesem Zustand zu entkommen, doch das geschah nicht.

Mit der Zeit wurde es zu mühsam, gegen diese immateriellen Kräfte anzukämpfen. Weder das Zerren an den Gurten noch das Wimmern und Glucksen in ihren Knebel waren von Erfolg gekrönt, oder konnten etwas an ihrer Lage ändern. Nach und nach gab sich das Mädchen dem Ganzen einfach hin und akzeptierte ihr neues Sein.

Ab und an wurde sie losgemacht, frisch gewindelt, gewaschen, gefüttert und versorgt. Das geschah sehr regelmäßig, aber Tina konnte kein Schema erkennen, denn ihre Mutter verlängerte die Zeit dazwischen immer ein bisschen mehr.

Klicke auf das Bild um es zu vergrößern

Und dann, als Tina bereits nur noch alle zwölf Stunden versorgt wurde, änderte sich etwas in ihrem Kopf. Die Einsamkeit in dem dunklen Nichts um sie herum verwandelte sich in eine Art Geborgenheit, einen Zufluchtsraum, einen Freund, der nicht mehr wie Gewichte auf ihr lag, sondern sie warm und wohlig einbettete und sie beschützte.

Tinas Gedankenwelt kam plötzlich sehr gut allein und ohne äußere Reize aus. Sie dachte nicht mehr in Sprache oder in Bildern, sondern in Gefühlen, Empfindungen und Launen. Jeder Windhauch auf ihren wenigen, noch frei liegenden Hautstellen, jede Berührung, jeder Windelwechsel und jede Veränderung ihrer Position empfand ihr Körper als Ruhestörung. Er wappnete sich dagegen, indem er seine Besitzerin in eine Art Dämmerzustand versetzte, in dem sie nur am Rand und wie weit entfernt mitbekam, dass man die liebevoll pflegte und umsorgte.


Kann so etwas sein? Könnte sich die Art und Weise, wie wir denken und fühlen, durch eine solche Abschirmung der Sinne verändern? Wäre das eine bereichernde Erfahrung oder doch eine schädliche? Für eine kurze Zeitspanne könnte ich mir vorstellen, dass sich unser Körper und unser Geist durch eine solche Behandlung vom Stress der allzu hektischen, modernen Welt, welche uns umgibt, erholen und heilen könnte.


Sicher ist euch aufgefallen, dass auch Tinas Cousinen, Susi und Mia ihre eigene Medizin zu schmecken bekommen. Um die beiden soll es zwar in der Geschichte gar nicht gehen, aber ich fand den Gedanken interessant, dass die Jäger zu Gejagten werden können. Was also hat ihre Mutter und ihre Tante noch mit den beiden vor? Es könnte gut sein, dass sie bald noch mehr von Tinas alten Sachen auftragen und ihnen ein ähnliches Schicksal blüht. Welche Mutter würde eine solche Gelegenheit nicht am Schopf packen, mit wenig Aufwand so wohlerzogene und artige Kinder zu bekommen wie Tina bereits ist. 😉


Interessierte werden erkannt haben, dass Tina in die tollen Produkte von Strait Jacket Shop gesteckt wurde. Die Anti-Windelentfernungshose ist nicht nur ein unglaublich cooles Wort für Scrabble, sondern sieht zusammen mit dem Geschirr auch super niedlich aus. Ich bin mir sicher, dass Tinas Mutter noch mehr dieser Sicherungskleidung, wie auch die Fäustlinge, dort für Tina erworben hat.

2 Gedanken zu “Tina (16)

  1. Avatar von Chualinn Chualinn schreibt:

    Sehr schöne Fortsetzung.
    Du hast immer wieder spannende Ideen wie die Regression stattfinden könnte. Auch sehr spannend wird die Neukonditionierung. Was für eine Tina soll Tina 2.0 bloß werden?

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar