Der Einkaufswagen, welchen Leas Tante zur Kasse vorschob, war bis oben mit Waren gefüllt und bereiteten ihrer Nichte ein eigenartiges Gefühl. So viel zum Thema, ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Bei näherem Hinsehen könnte jemand glauben, hier wurde ein Großeinkauf für eine Kindergrippe getätigt. Hinter den silbrigen Gittern des Wagens, suchten fast nur Babyartikel und Pflegeprodukte ihren Platz.
Zuunterst waren da eine ganze Stiege Babynahrung in kleinen Gläsern. Erst jetzt begann Lea sich zu wundern, wofür die eigentlich sein sollten, aber irgendetwas tief in ihr ahnte es bereits. Daneben reihten sich einige Tiegel verschiedener Babycremes, Öle, Puder und Lotionen, sauber abgedeckt mit Feuchttüchern, Einmal-Waschlappen, Wickelunterlagen und den Flockenwindeln. Oben auf hatte ihre Tante dann noch mehrere Pakete der größten Babywindeln gelegt. Pampers in der Größe 8, Premium-Windeln der DM Hausmarkte und zwei Jumbo Packs DryNites. Auch bei diesen Produkten, hatte Lea noch keine klare Vorstellung, was ihre Tante damit wollte, aber allein die Ahnung in ihr, dass all die Sachen für sie bestimmt waren, ließ sie kleinlaut und mit gesenktem Blick in der Schlange stehen.
Zum Glück waren nicht sehr viele Leute vor ihnen und bald waren sie an der Reihe. Die Windelpakete wirkten auf dem Kassenband noch größer und waren omnipräsent in Leas Sichtfeld. An der Kasse selber saß ein junger Mann, der mit gelangweiltem Blick die Artikel über den Scanner zog. Zunächst ging er wieder stoisch seinem Tagwerk nach und es piepte jedes Mal, wenn er wieder einen der Barcodes über die verschmierte Scheibe des Scanners zog. Als er die Windelpackungen erreichte, drehte er sie auf der Suche nach dem Code und brauchte dafür eine gefühlte Ewigkeit. Schließlich fand er ihn, scannte und blickte dann zur Kundschaft auf, so als suche er denjenigen, welcher die soeben erworbenen Windeln bald tragen würde. Lea fand, er hätte verwirrt geblinzelt, als er kein Kleinkind bei den Anwesenden vorfand. Aber sicher spielte ihr aufgekratztes Nervenkostüm ihr einfach immer wieder Streiche.
Dann kamen die DryNites an die Reihe. Wieder nahm er das größere Paket umständlich und drehte es fast genüsslich in den Händen. Aber anstatt endlich die Waren weiter über das Band zu ziehen, drehte er sich zu der anderen Kasse um und rief unerhört laut:
„Diese Bettnässerwindeln gibt es jetzt auch in einer großen Jumbo Packung? Hat die eine andere Nummer?“
Lea atmete so ruhig sie konnte. Der Kerl sollte endlich abkassieren, damit sie von hier verschwinden konnte. Stattdessen zögerte er alles hinaus, das war doch Absicht. Das Mädchen stand ganz still und versuchte möglichst unsichtbar zu werden.
„Ja, die hat eine Drei am Ende. Sind einfach dreizehn Stück drin, ansonsten genau dasselbe. Aber die kleineren Packungen sind gerade im Angebot, wenn man da zwei nimmt, kommt man pro Windel etwas günstiger weg.“ kam die Antwort der benachbarten Kassiererin.
Der junge Mann an ihrer Kasse drehte sich wieder um und ließ seinen Blick noch einmal suchend über Doren, Sophie und Lea streifen. Bei Leas Mini-Maus Kleid hielt er kurz inne. Dieser kurze Augenblick reichte, dass Leas Kopf rot wurde wie eine Tomate und ihre Ohren zu glühen schienen. Dann hörte sie wieder das monotone Piepen der Kasse. Sie wagte es nicht, den Kassierer noch einmal anzublicken.
„Wollen sie die Windeln vielleicht umtauschen? Dann sparen sie etwas Geld.“ versuchte der Kassierer Frau Svenson als Kundin zu umwerben. Diese lächelte breit und nickte zustimmend.
„Ja gern. Vielen Dank. Lea, nimm doch die beiden Bettnässerhöschen Pakete und hol dafür vier von den Kleinen, die im Angebot sind.“
Lea war auf eine Weise froh, nicht mehr als Anschauungsobjekt vor der Kasse zu stehen. Anderseits fühlte sich der Weg mit den Armen voller Windelhosen an wie ein Spießrutenlauf. Sie blickte nicht auf und nicht nach rechts und links, stur ließ sie ihr Gefühl der Demütigung über sich ergehen und war bald wieder mit den Tauschartikeln zurück. Bei jedem Schritt durch die Reihen der Drogerie vorbei an anderen Kunden löschte ein wenig von ihrem Selbstbewusstsein um ein weiteres winziges Stück aus.
Hastig half sie die Sachen wieder in den Korb zu stapeln und drehte sich nicht noch einmal um, als sie den Laden endlich verließen. Beim Hinausgehen spürte sie bohrende Blicke auf ihrem gepolsterten und wackelnden Hinterteil. Sie war überzeugt davon, dass der Typ ein breites Grinsen auf dem Gesicht hatte und bereits an der Geschichte arbeitete, welche er seinen ganzen Freunden erzählen würde. Dass eine junge Frau, ein Mädchen, kaum jünger als er, wenn überhaupt, mit dicken, nassen Windeln durch die Drogerie gewatschelt ist und einen neuen Vorrat Schutzhöschen gekauft bekommen hatte. An sich nichts Ungewöhnliches, keine Geschichte mit einer Pointe, aber in Leas Kopf dröhnte das Gelächter über diese absurde Situation, welche nur sie als ausgesprochen peinlich und demütigend empfand. Sie wusste, dass es anderen egal war, aber das änderte nichts an der heißen Scham, welche sie empfand.
„In den letzten Tagen haben wir festgestellt, dass sie eine schwere Nässerin ist. Das ist auch der Grund, warum ich mich bei ihnen erkundigen wollte, was es in einem solchen Fall für Möglichkeiten gibt.“
Lea stand starr wie eine Salzsäule und ihr Blick, welcher fast ins Starren überging, glich einer Wachspuppe. Ziemlich unvorbereitet hatte ihre Tante sie an den Schultern gefasst und nach vorn geschoben, damit die nette, junge Verkäuferin des Sanitätsgeschäftes sich selbst ein Bild von der benutzten, aufgequollenen Windel unter dem hochgeschlagenen Rock ihrer Nichte machen konnte. Die Frau in dem langen, weißen Kittel lächelte etwas verlegen ob des offenen Enthusiasmus von Frau Svenson, reagierte dann aber sehr professionell.
„Also entleert sie eine volle Blase komplett in ihre Windeln, ohne es anhalten zu können?“, fragte sie fachmännisch.
„Genau so haben wir es jetzt beobachtet. Wobei die Abstände zischen dem Einnässen immer kürzer werden, dafür aber die Frequenz steigt. Gerade eben in der Drogerie ist es ihr wieder passiert. Ich muss anfangen sie regelmäßig zu kontrollieren, sonst fürchte ich läuft sie irgendwann schnell aus.“ erklärte Doren im Plauderton. Lea wurde erst mal gar nicht gefragt. Sie stand stumm und etwas breitbeinig mitten im Verkaufsraum und wollte, dass sich einfach der Boden auftun würde, um sie zu verschlingen.
„Wir haben morgen einen Termin beim Arzt, ich könnte mir vorstellen, dass es eine Blasenentzündung ist. Aber dass sie so gar nicht mehr merkt, wenn sie einmacht, das macht mir schon etwas Sorgen. Und Nachts ist sie schon seit längerem wieder eine komplette Bettnässerin. Sie bewegt sich auch viel im Schlaf und ich habe die Befürchtung, die jetzigen Windeln reichen nicht aus.“
„Oh, das verstehe ich natürlich sehr gut, Frau Svenson. Sehr gern helfe ich ihnen und ihrer Nichte, die passenden Schutzmaßnahmen zu finden.“ Die junge Frau war in Verkaufslaune geraten und da keine weiteren Kunden im Geschäft waren, nahm sie sich viel Zeit für Lea, obwohl sie eigentlich nur direkt zu ihrer Tante sprach.
„Also für die Nacht brauchen sie auf jeden Fall die dicksten und saugstärksten Windeln. Diese können dann noch sehr weit durch Einlagen und Booster verstärkt werden. Das haben sie sicher bereits getan, wie ich ja von ihrer Tochter bereits weiß. Es kommt dann natürlich nicht nur auf die Menge an, welche eingenässt wird, sondern auch auf die Körperposition und die Lage der Beine. Besonders schwierig ist es bei Seitenschläfern. Ich kann da nur empfehlen, dem Patienten eine Rückenlage anzugewöhnen. Wir haben dafür auch einige Hilfsmittel, die zeige ich ihnen gleich.
Zunächst noch einige andere Maßnahmen. Eine sogenannte Gummihose aus PVC ist natürlich Pflicht. Schauen Sie einmal dieses Model Suprima Nr. 1218. Das ist eine Schlupfform mit besonders breiten Bein und Hüftabschlüssen aus festen Gummizügen. Damit kann man fast liegen und sich drehen wie man will, sollte einmal etwas aus der Windel auslaufen, bleibt es mit Sicherheit in der Gummihose.“
Frau Svenson wurden verschiedene weitere Modelle von PVC Schutzhosen präsentiert, deren Ausmaße immer größer wurden und deren Beinabschlüsse teilweise bis kurz über den Knien endeten. Doren war sehr aufmerksam und interessiert. Ganz im Gegenteil zu ihrer Nichte, welche sich bereits in den Plastikmonstern herumlaufen sah. Doch es sollten weitere Accessoires folgen.
“Oft ist es so, dass eine Windel während des Schlafens verrutscht, oder durch eine ungeschickte Körperhaltung verdreht wird. Das kann zum Auslaufen, auch einer noch nicht vollständig gefüllten Windel führen. Um das zu vermeiden, sollte ein spezieller Body verwendet werden. Auch dafür hat Suprima etwas im Angebot. Das hier ist der Suprima Body Nr. 4695. Im Gegensatz zu Bodys, welche man im Schritt knöpft, hat diese Variante eine komplett geschlossene Form mit einem breiteren Schrittbereich. Dieses Produkt hält das Windelpaket sicher und straff genau dort wo es hingehört, auch wenn man sich etwas mehr bewegt. Er hat einen diagonalen Reißverschluss auf dem Rücken und man muss von oben einsteigen. Ein kleiner Nachteil ist, dass man ihn nicht alleine ausziehen kann, aber dafür hat man ja dann meist Hilfe.“
Die Sanitätsfachverkäuferin kam so langsam richtig in Fahrt und brannte scheinbar für all diese Dinge, da sie sie mit Feuereifer in den lobendsten Tönen präsentierte. Schon hatte sie weitere Windel-Schutzhosen und bodyartige Produkte hervorgeholt und vor den staunenden Blicken ihrer Kundschaft ausgebreitet.
„Für den unruhigen Schläfer, hatte ich ja bereits die Rückenlage empfohlen. Eine erste Möglichkeit das zu trainieren ist eine Spreizhose. Wir wollen die Bettnässerin ja nicht gleich mit einem Segufix System überfordern.“ Sie kicherte unerwartet bei diesen Worten und Doren und Sophie mussten grinsen.
„Die Idee bei einer Spreizhose ist, dass die Beine in eine solche Haltung gefordert werden, dass ein unwillkürliches Drehen auf die Seite erschwert wird. Der Körper wird bei einem Schlafenden keine solchen Anstrengungen erheben und bleibt als Folge auf dem Rücken liegen. Solche Spreizungen kann man bereits mit einem verstärkten Windelpaket erreichen. Reicht das nicht aus, kann man eine solche Stoffwindelüberhose benutzen und diese mit weiteren Stoffeinlagen auspolstern. Schauen Sie ich zeige ihnen da einen kleinen Trick.“
Die Verkäuferin nahm einige mullwindelähnlichen Stoffbahnen zur Hand und begann sie einzurollen, sodass zwei etwa 30 Zentimeter lange zylindrische Rollen entstanden, mit einem Durchmesser von etwa 10 Zentimetern. Diese legte sie quer in die knöpfbare Stoffwindelhose.
„Sehen sie, wenn sie diese Hose jetzt zwischen den Beinen hochklappen und die Rollen auf diese Weise zwischen die Beine falten, entsteht eine bereits sehr breite Spreizung, welche dem Patienten hilft seine Lage zu halten. Natürlich gibt es da noch richtig professionelle Spreizhosen, welche aber auch wesentlich restriktiver sind. Da sollten sie mal schauen, was für sie am besten passt. Zum Schluss kann ich sie dann nur noch auf Bettgitter oder gar spezielle Pflegebetten verweisen, welche auch ein herausfallen im Schlaf verhindern.“
Frau Svenson lächelte und winkte leicht ab. „Sie haben uns fürs Erste sehr geholfen und wunderbar beraten. Ich werde auf jeden Fall drei dieser Gummihosen mitnehmen, zwei der Bodys und eine dieser dicken Stoffwindelhosen. Damit wollen wir es einmal versuchen und schauen, ob alles trocken bleibt.“
Die Verkäuferin nickt mit breitem Kaufmannslächeln auf den Lippen und räumte die Sachen nach und nach wieder beiseite. Die gewünschten Artikel verpackte sie in eine große weiße Tüte mit dem Logo und der Aufschrift des Sanitätsgeschäftes, welche direkt der fassungslosen Lea in die Hand gedrückt wurde.
Nach einem kurzen Höflichkeitsaustausch und dem Bezahlvorgang verabschiedete man sich und verließ das Geschäft hinaus auf eine belebte Einkaufsstraße.
Lea war durch das gerade erlebte etwas schwindelig und ihre Empörung über diese, wie sie fand, jetzt wieder völlig überzogenen Maßnahmen, das Bloßstellen ihrer Windeln und die Demütigung, stieg wieder stärker in ihr an. Genau in dem Augenblick, als sie wieder rebellische Gedanken verfassen wollte, spürte sie wieder einen Druck auf ihrer Blase. Sie war sich unsicher, ob sich in der kurzen Zeit wirklich schon wieder so viel Urin angesammelt hatte, dass sie puller musste. Aber lange konnte sie nicht darüber nachdenken. Der Druck stieg weiter, er wurde zu seinem sachten Stechen und da machte sich das Mädchen auch schon wieder in die Windeln. Durch den Vorgang des Druckaufbaues und der Entleerung, wurden alle Überlegungen sich gegen die Maßnahmen ihrer Tante geistig zu wehren sofort weggewischt. Nachdenklich und schweigend ging Lea an ihrer Hand geführt und der großen Tüte voller Windelhosen in der anderen die Straße entlang zum Auto, um den Heimweg anzutreten.





