Unser Tina-Baby ist nun also bestens versorgt. Gewindelt, geknebelt, fixiert und der meisten Sinne beraubt, konnte sie sich die meiste Zeit nur mit sich und ihren eigenen Gedanken beschäftigen. Dennoch galt für sie weiterhin ein straffer und angepasster Tagesplan.
Füttern, Krabbeltraining, Kommandoschule und alberne Babyspiele, welche ihren Cousinen viel mehr Spaß machten als ihr selber. Eigentlich wurde sie nur ausgelacht, weil sie es nicht mal schaffte eine Puppe vom Boden aufzuheben, ohne dabei tollpatschig auf den dick gepolsterten Hintern zu fallen.
Einmal am Tag wurde sie auch diszipliniert. Hierbei war sie den Fantasien ihrer Mutter und ihrer Verwandten hilflos ausgeliefert. Mal bekam sie mit einem Lederpaddel den Hintern versohlt, mal verpasste man ihr einen Einlauf, den sie dann, unter Versprechungen einer Belohnung, besonders lange einhalten sollte. Natürlich hatte sie nie eine Chance und am Ende lag sie immer in randvollen Windeln, strampelnd auf dem Boden.

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Durch die extra dicken und saugstarken Windeln, welche mit zusätzlichen Einlagen und übergestreiften Gummihosen noch sicherer gemacht wurden, waren die Windelwechsel seltener geworden. Manchmal trug sie dieselbe Pampers ganze 24 Stunden, wobei sie dabei einfach in ihrem Gitterbett angeschnallt war. Oft spürte sie, wie sich warme Flüssigkeit ganz langsam aus der Windel schlich und sich in den überlangen Gummihosen sammelte.
Nach einem Windelwechsel fragen konnte sie nicht mehr. Die neue Knebelmaske war so gebaut, dass man einfach die Schnullerplatte vorn abnehmen und einen Fütterschlauch anschließen konnte. Sie war also 24/7 zum Schweigen verdammt.
Genauso wie zur Taubheit und dem Verlust ihres Geruchssinnes. Die Maske wurde kaum noch abgenommen und sie roch die ganze Zeit nur Gummi. Der Brei und die Milch, die man ihr fütterte, schmeckten so noch fader und neutraler als sie es ohnehin schon taten.
Alle Geräusche drangen nur gedämpft und leise zu ihr durch. Tina konnte, durch die Ohrstöpsel, kaum Stimmen voneinander unterscheiden und auch nur noch Wortfetzen in einer Unterhaltung verstehen. Einzig die laut und mit hoher Stimme gesprochenen einfachen Babywörter, welche ihre Mutter ausschließlich verwendete, wenn sie mit ihr sprach, konnte sie gut wahrnehmen.
Gestern nun hatte ihre Tante an Tinas Maske hantierte und zwei dunkle Kunststofflinsen aufgeklebt. Sie sollten wohl nicht mehr entfernt werden. Nicht nur, dass diese Scheiben das Licht stark abdunkelten, nein sie erzeugten auch eine Art verzerrten Schleier vor den Augen der Trägerin. Konnte Tina früher noch aus purer Langeweile die Beschriftung auf den Windelpackungen in ihrem Zimmer lesen, so musste sie jetzt bereits bis auf wenige Zentimeter an ein Spielzeug heran robben, um einen Teddy von einem Auto zu unterscheiden.
Tina war gefangen in einer Welt mit wenig ablenkenden und beunruhigenden Eindrücken. Oder war sie von der hektischen, lauten Welt da draußen befreit worden?
Würde euch ein solch sukzessiver Sinnesentzug ebenfalls reizen? Wenn der Stress und die Unruhe der Außenwelt nicht mehr so auf euch einprasseln würden, könntet ihr euch dann entspannen. Ihr wäret dann auf die Hilfe anderer angewiesen und wüsstet auch oft nicht, was mit euch passiert. Würde euch der Verlust von Orientierung und Zeitgefühl ängstigen, oder euch beruhigen, zumal ihr immer wisst, dass da jemand ist, der für euch sorgt?
Diese lange PVC-Hose von Suprima finde ich ziemlich reizvoll. Ich stelle mir vor, dass es ein tolles Gefühl sein muss, so gummiert unter einem Strampelanzug zu sein und unglaublich sicher ist es obendrein. Die gibt es auch in Rot.
Den Maulkorb gibt es leider nur in Schwarz und ohne Schnuller, aber ein findiger Bastler, kann sich da sicher aushelfen. 🙂

