Lea hatte das Zeitgefühl verloren, während sie mit dem stinkenden, nassen Stoffknäuel ihres Bettlakens vor dem Gesicht in der Ecke stand und ihre Gedanken sich drehten wie ein Karussell. Dabei kam sie immer wieder zu denselben Themen und drehte sich ohne Antworten im Kreis. Unscharf und wie in weiter Ferne hörte sie ihre Tante Doren hinter sich, ihren nächtlichen Unfall beseitigen. Wobei man diesmal schon gar nicht mehr von einem Unfall sprechen konnte, sie hatte sich schließlich die Windel in voller Absicht abgemacht. Das Mädchen wusste, dass ihr das in nächster Zeit sicher nicht noch einmal passieren würde.
Frau Svenson musste sich konzentrieren, um nicht breit und zufrieden zu grinsen, während sie das Bett abzog, säuberte und mit frischer Bettwäsche bespannte. Die Betteinlage hatte zum Glück das meiste abbekommen und so die Matratze zum größten Teil gut geschützt. Sie hatte sich auf diesen Augenblick vorbereitet. Diesmal legte sie eine sehr viel dickere, sehr saugstarke Einlage auf Leas Bett, die diente aber nur dazu, dass ihre Nichte sie unter sich spüren würde und sie immer an diesen Vorfall erinnerte. Darüber zog sie ein wasserdichtes, gummiertes Frottee-Spannbettlaken. Bettdecke und Kopfkissen bezog sie mit wasserdichter Inkontinenz-Bettwäsche. Darüber kam normales Bettzeug, bedruckt mit einem rosa-blauen Prinzessin-Mädchentraum. Anna und Elsa aus der Eiskönigin waren überpräsent auf Kissen und Decke abgebildet und strahlten dem Betrachter fast unangenehm fröhlich entgegen. Lea wird sehr überrascht sein.
Als Doren fertig war, nahm sie das Kindertöpfchen vor dem Bett, ging damit zu der Bestraften in der Ecke und hob es demonstrativ neben ihr hoch.
„Das brauchen wir nicht mehr, vermute ich, oder?“
Lea drehte zaghaft den Kopf und schielte auf das Töpfchen. Es war verrückt, aber in dem Augenblick vermisste sie dieses alberne, peinliche Ding jetzt schon, weil sie wusste, dass ihr Hintern für eine ganze Weile nicht mehr auf so etwas Platz nehmen würde. Leise schniefend schüttelte sie fast unmerklich den Kopf. Die wässrig glänzenden Augen interessierten ihre Tante nicht. Sie nickte militärisch kurz und verließ das Zimmer ohne Lea eine neue Anweisung zu geben. Diese blieb also weiterhin in der Ecke stehen und rührte sich nicht. Langsam wurde es anstrengend und kalt war ihr auch immer noch.
Die Gedanken hörten auf sich so schnell durch Leas Kopf zu bewegen und langsam beruhigte sich die Situation. Das Mädchen lauschte, doch im ganzen Haus war es unheimlich still. Ein gewisser Druck machte sich plötzlich auf ihrer Blase bemerkbar, erst nur sehr leicht, dann schnell heftiger. Es begann unangenehm zu zwicken. Nicht so als wäre die Blase übervoll, aber irgendwie so als müsste sie sich bald entleeren. Das lag sicher daran, dass Lea immer noch kalt war. Ihr Urin war mittlerweile auf ihrer Haut getrocknet, aber das nasse Shirt klebte immer noch an ihr und der Slip hing in ihren Kniekehlen.
Das Gefühl zu müssen wurde minütlich stärker und Lea überlegte einfach aufs Klo zu gehen. Ihre Tante hatte es ja nicht explizit verboten, oder? Sie tanzte von einem Bein auf das andere, um ihre Muskeln zu entlasten und presste sie Schenkel ein wenig zusammen. Als sie gerade so dabei war, sich bequem hinzustellen und weiter darüber nachdachte, die Ecke zu verlassen, durchschnitt eine Stimme die Stille wie mit einem Messer, welches auch Lea streifte.
„Nicht mal stillstehen kannst du für ein paar Minuten.“
Die Worte waren laut und so plötzlich, dass Lea heftig zusammenzuckte und sich aus einem Reflex heraus drehte, dabei öffnete sie ihre Beine leicht und war so herausgerissen aus ihren Gedanken, dass sie kurzzeitig die Kontrolle verlor. Plötzlich spürte sie eine fast brennende Hitze zwischen ihren Schenkeln und in ihrem Schritt. Aus der Hitze wurde eine Wärme, welche sich ausbreitete und anfing zu kitzeln. Ihre Tante starrte sie mit ehrlicher Überraschung an. Damit hatte sie dann doch nicht gerechnet und für einen Augenblick wusste selbst sie nicht, wie sie damit umgehen sollte, dass ihre Nichte vor ihr stand und einfach drauflos pinkelte.
Lea wurde es schwindelig. Sie begriff erst nach einigen Sekunden, was gerade passierte. Das zerstörte jetzt völlig ihre Selbstachtung und ihr Selbstbewusstsein. Ohne nachzudenken, drückte sie sich panisch das Bettlaken in ihren Händen in den Schritt, um den Fluss zu stoppen. Doch das geschah nicht. Sie konnte ihren Beckenboden nicht anspannen und ihrem Pipi Einhalt gebieten. Es lief in einem kleinen Rinnsal immer weiter. Das Laken saugte es gierig auf und wurde wieder etwas wärmer, nasser und dunkler, als es ohnehin schon war.
Die Beine des Mädchens gaben unter ihr nach und Doren schaffte es gerade noch sie zu fangen, zu stützen und langsam auf die Knie sinken zu lassen. Die Reaktion war auch ihr zu stark und zu ihrem ursprünglichen Plan gesellte sich so etwas Ähnliches wie ein Gewissen, zumindest echtes Mitleid. Doch das würde sie nicht davon abhalten, ihr Vorhaben weiter voranzutreiben. Sie sah das Lea es gebrauchen konnte etwas mehr umsorgt zu werden. Ihre Stimme wurde daraufhin sanfter und sie streichelte ihre Nichte über die Haare.
„Oh, Kleines. Das nimmt dich ganz schön mit, was? Mir ist vollkommen klar, dass das jetzt eine echte Ausnahmesituation ist, welche sehr belastend und aufwühlend sein kann. Ich möchte dir doch nur helfen. Möchtest du das auch?“
Lea schluchzte leise und konnte ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten. Sie beugte sich zu ihrer Tante und drückte ihr Gesicht an ihre Brust. Doren nahm ihre Arme um die Zitternde und beide spürten eine sanfte, warme Verbindung, welche sich gerade zwischen ihnen aufbaute. Leas Anspannung wurde von der Nähe eines Menschen, welcher sie jetzt festhielt, aufgesaugt wie ein Schwamm. Sie musste sich nicht mehr mit ihren Gefühlen abgeben, sie bekämpfen oder sich ihnen stellen. Sie projizierte das jetzt auf jemand anderen und es fühlte sich so unglaublich gut an, dass ihr bewusst wurde, dass sie bereits von diesen einem Mal süchtig geworden war danach. Lea umschlang ihre Tante jetzt ebenfalls und heulte hemmungslos. Die Zeit stand still und keiner von den beiden wusste, wie langes sie so auf dem Boden hockten.
„Wirst du ab jetzt hören, was ich dir sage?“
Die Stimme drang durch eine dumpfe Dunkelheit an Leas Ohr. Sie nickte ganz leicht, aber bestimmt. Ihr Wille war weich und ließ alles zu ihrem Inneren passieren, was man ihr jetzt zuflüsterte.
„Du wirst ab jetzt zum Schlafen dicke Windeln tragen.“
Wieder ein gehorsames Nicken.
„Und über den Tag möchte ich, dass du bis auf Weiteres dünne Inkontinenz-Pants trägst, bis wir wissen, was das gerade bei dir war.“
Das Nicken kam etwas verzögert, aber genauso deutlich wie die Zustimmungen davor.
„Und alles andere wird sich zeigen. Und jetzt komm, wir müssen dich erst mal wieder zu einem Menschen machen.“
Frau Svenson half Lea aufzustehen. Das ging nur langsam und wackelig, wie bei einem neugeborenen Fohlen. Doch dann stand das Mädchen und ließ sich ins Badezimmer unter die Dusche führen.
Der heiße Wasserstrahl war eines der schönsten Dinge, welche sie seit langem erlebt hatte. So empfand es Lea zumindest in diesem Augenblick. Sie wusch einmal mehr alles von sich und merkte dabei nicht, wie ihre Tante sie wieder ein Stück in ihrem Plan vorangebracht hatte. Als sie aus der Duschkabine stieg, hielt man ihr bereits ein großes, flauschig weiches Badehandtuch hin, in welches sie sofort gewickelt wurde. Nur am Rande bemerkte sie den großen, lächelnden Teddybären darauf.
Lea wurde von Doren trocken gerubbelt, mit Babylotion eingecremt und zurück in ihr Zimmer gebracht. Dort half sie ihr in eine der Bettnässerhöschen und legte ihr Sachen für den Tag heraus. All das ließ das Mädchen einfach geschehen. Ja, es fühlte sich sogar ein wenig normal an. Jedenfalls spürte sie keinerlei schlechte Emotionen als sie ihre Tante dabei beobachtete, wie sie alles im Griff hatte und alles für sie erledigte. Es war erleichternd, mal nichts entscheiden zu müssen.
„Du wirst heute mal nicht zur Uni gehen. Dafür bist du einfach zu aufgewühlt. Ich kann dich heute nirgendwo hin lassen. Du musst dich erholen. Aber du kannst mir ein wenig im Haushalt zur Hand gehen und nachher gehen wir gemeinsam noch einkaufen. Meinst du, du schaffst das?“
Lea nickte und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Alles fühlte sich so an als ob es richtig wäre. Ihr Tatendrang kehrte in sie zurück und sie freute sich richtig darauf, etwas zu tun zu bekommen. Dass man ihr sagte, was sie machen sollte, und dann würde sie es machen. Das zerstreute die Gedanken an den Morgen und ließ sie wieder zu sich selbst finden.
„Ja gern Tante Doren.“ Lea klang wie das Mädchen aus -Der Zauberer von Oz-
„Einfach nur Doren, wir sind doch eine Familie.“
Frau Svenson wuschelte Lea durch die Haare, beide mussten kurz schmunzeln und starteten so in einen gemeinsamen Tag, für den Doren noch so einiges vorgesehen hatte.
