Lea’s Erziehung (9)

Die letzten Worte ihrer Tante waren freundlich, aber auch mit einem gewissen, dominanten Unterton und Lea hatte einfach keine Kraft irgendwas zu erwidern. Sie wurde aus dem Zimmer hinaus und die Treppe hinunter geschoben.

Im Wohnzimmer wartete Sophie. Sie konnte auch nichts weiter machen als artig warten, denn mitten im Raum war ein großes Laufgitter aufgebaut, in dem das Mädchen wie ein Baby hockte. Ihr Brustgeschirr war mit zwei Leinen verbunden und diese wiederum mit einer Verankerung in der Mitte der Spielfläche. Die Leinen waren so kurz, dass sie gerade noch knien oder sitzen konnte, aber nicht aufstehen. Als sie merkte, dass sie nicht mehr allein war, lies sie schnell eine Stoffpuppe fallen, verschränkte die Arme und schaute bockig zu ihrer Mutter hin. Sie sagte nichts, was ihr auch schwergefallen wäre, denn sie hatte den Schnuller an ihrer Kette im Mund. Dieser war zwar nicht fest gemacht, aber sie hatte schon so viel verstanden, dass es ihre Lage nicht verbessern würde, wenn sie ihn einfach auspuckte.

„Igch ill ager ichk chum iöör!“ kam es unverständlich und gurgelnd hinter der großen Schnullerplatte hervor. Es klang einfach zu niedlich, fand Lea und grinste. Sophie lief Speichel beim Redeversuch aus dem Mund, welcher auf ihren frischen Latz tropfte. Sie hatte mit dem birnenförmigen Saugteil sehr zu tun ihren Speichelfluss zu kontrollieren, was sie als äußerst demütigend empfand. Ihre Mutter ging überhaupt nicht auf das Gebrabbel ein und machte sie los. Sie nahm die Leine in die Hand und führte ihre Tochter einfach hinter sich her in den Flur. Sophie schwankte und watschelte besonders breitbeinig. Im Stehen konnte man noch besser sehen, wie viel dicker ihr Windelpaket war. Lea war jetzt über ihre eigene Pull-Up sehr glücklich und fast schon dankbar. Als Sophie an Lea vorbeiging und sie jetzt erst richtig wahrnahm, warf sie ihr einen seltsamen Blick zu, brummte leise und verdrehte ein wenig die Augen.

Ihre Mutter zog Sophie ohne zu diskutieren ein paar dicke Socken über die Füßlinge des Spielanzuges. Die Socken hatten feste, gummierte Sohlen. Dann wandte sie sich an Lea.

„Kleines, probier doch mal diese Schuhe an.“ sie reichte dem Mädchen ein paar feine Lackschühchen welche farblich gut zu ihrem Kleid passten. Auf den Riemchen zum Schließen waren Blumen aus Kunststoff gesteckt. Lea zog sie an und sie passten wie angegossen. Die Schuhe vervollständigten ihr gesamtes Outfit perfekt.

„Sophie braucht die jetzt eine ganze Weile nicht mehr“, lächelte ihre Tante.

„Gasch in gar iichk einge. Gie hach u orgehern eh gegauscht.“ äußerte sich Sophie und schien ein wenig aufgebracht.

„Was hat sie gesagt?“, fragte Lea

„Ach, Babys sagen doch nichts, die brabbeln nur unverständliche Laute, nicht wahr?“ wiegelte ihre Tante ab und warf Sophie einen bösen Blick zu. Dann öffnete sie die Tür, schob Lea hinaus und zog Sophie hinterher. So gingen sie alle zum Auto, wo Sophie wieder im Kindersitz festgeschnallt wurde. Auch Lea wurde wieder angeschnallt und dann ging es in die Stadt. Nach einer Weile schaute ihre Tante in den Rückspiegel.

„Lea, weißt du schon, wie du für deine Haare möchtest?“

Lea schaute vom Fenster weg, aus dem sie bisher die Landschaft beschaut hatte, und überlegte. „Uhmm, eigentlich wollte ich gar keine neue Frisur. Aber vielleicht ein wenig kürzer, so wie du gesagt hast, für den Sommer. Vielleicht ein paar Strähnchen?“

„Hmm, Strähnchen. Na mal schauen. Ich freue mich, wenn du sie etwas kürzer möchtest. Bei Sophie werde ich auf jeden Fall die Hälfte abschneiden lassen.“

In dem Moment kam ein langgezogener, ungehaltener Laut aus dem Kindersitz. Sophie zappelte mit den Beinen und versuchte sich zu artikulieren. Sie schüttelte heftig den Kopf und ihre Haare, welche ihr bis über den Rücken reichten, wirbelten herum. Ihre Mutter war davon nicht beeindruckt und runzelte gefährlich die Stirn.

„Fräulein, das kann auch schnell noch kürzer werden.“ Plötzlich war eine unangenehme Stimmung im Auto und Lea verhielt sich ganz still. Sophie schnaufte und wurde von den Worten ihrer Mutter noch angestachelt. Sie quietschte.

„Gut, dann also noch mal die Hälfte.“ Das Quietschen wurde schriller.

„Und noch kürzer“, war der flapsige Kommentar dazu. Das brachte Sophie zum Überlaufen und sie trat, so fest sie aus dem Sitz heraus konnte, gegen die vordere Rückenlehne. Es knallte und gleich darauf sahen sich alle sehr erschrocken an. Am blassesten war Sophie selber. Die Stimme ihrer Mutter war jetzt leise und bedrohlich.

„Du hast dich also entschieden, junge Dame. Dann kommen die Haare komplett ab. Das passt ohnehin besser zu deinem Benehmen, welches mehr an ein Baby erinnert, was sich nicht unter Kontrolle hat, als ein reifes Mädchen.“

Der Rest der Fahrt war eisiges Schweigen. Lea glaubte, dass ihre Tante nur drohte, aber Sophie wimmerte die ganze Zeit herzzerreißend vor sich hin.


Sie parkten den Wagen in einer Seitenstraße, nicht weit von dem Salon entfernt, den Frau Svenson, so hieß Leas Tante und ihre Cousine nämlich, bevorzugte. Niemand begegnete ihnen auf dem kurzen Stück, welches sie zu Fuß gingen, beziehungsweise watschelten, mussten. Sophie war jetzt richtig maulig, weil sie dachte, dass es jetzt ohnehin nicht mehr schlimmer werden konnte. Ihre Mutter war entsprechend sauer und nur mithilfe des Laufgeschirres konnte sie ihre Tochter in den Laden ziehen. Lea war ruhig und verhielt sich unauffällig.

„Schau dir deine Cousine an. Wie artig und brav sie sich benimmt. Sie ist ein großes Mädchen und du bleibst so lange in Windeln und Babysachen bis du dich genau so verhältst. Erst dann denke ich darüber nach, dich älter werden zu lassen. Aber in den nächsten zwei Wochen solltest du an so etwas keinen Gedanken verschwenden.“

Sophie heulte auf und zerrte an dem Geschirr. In dem Augenblick kam eine resolute, ältere Frau mit grau-weißen Haaren auf sie zu und begrüßte sie auf das herzlichste.

„Hallo Doren, schön das du da bist. Wir hatten ja einen Termin. Und ich sehe schon, du hast nicht übertrieben als du sagtest, dass deine Tochter einen gänzlich neuen Lebensabschnitt betritt. So wie ich das sehe, hast du absolut richtig gehandelt, ihr mit einer solchen Erziehungsmethode zu helfen. Manche lernen es erst, wenn man es ihnen auf eine andere Art beibringt. Es wird zu ihrem Besten sein.“

Lea hörte still und aufmerksam zu, während sich Sophie auf ihren Windelhintern hat plumpsen lassen und auf dem Boden heulte. Sie musste sich ja nun wirklich nicht so erniedrigen, dachte Lea. Haare wuchsen ja wieder nach.

„Ach, und wen haben wir den da?“, richtete die Frau das Wort an Lea.

„Das ist meine Nichte Lea.“, antwortete ihre Tante für sie. „Sie wird die nächsten zwei Jahre vorerst bei mir wohnen. Ich hab sie heute mitgebracht, vielleicht könntest du sie mit dazwischen schieben?“

„Aber sicher, das bekommen wir hin. Für so eine adrette, junge und wohlerzogene Dame finden wir auf jeden Fall noch etwas Zeit, um sie noch hübscher zu machen.“

Lea lächelte die Frau verlegen an. Aus einem Impuls heraus nahm sie ihren Rock an zwei Zipfeln und deutete einen Knicks an. Das hatte sie noch niemals gemacht, aber irgendwie hat es ihr gefallen, dass man sie für ein artiges Mädchen hielt und sie hatte das Gefühl, dass das jetzt richtig wäre.

„Ja gibt es denn so was? Dass ich noch so was erleben darf. Da kann ich dir nur gratulieren Doren, deine Nichte scheint ein ganz reizendes junges Ding zu sein.“

Frau Svenson schmunzelte und nickte bestätigend „Ja, ich denke, es wird auch ihr guttun bei mir zu leben. Sie hat natürlich auch noch die ein oder andere Ecke und Kante, aber du kennst mich, das bekomme ich mit genügend Konsequenz schneller hin als ich es mit Sophie je schaffen würde.“

„Da bin ich überzeugt. Aber nun wollen wir anfangen. Bei Sophie die Haare wie besprochen?“

„Nein, ihr Benehmen in den letzten zwei Tagen gibt das einfach nicht her.“ Doren beugte sich zu der Frau hin und flüsterte ihr etwas zu.

„Oh, ja natürlich“, antwortet diese lauter, „Ich denke auch, dass das jetzt nötig ist.“

Zusammen halfen sie Sophie auf die Beine, welche flehend zu Lea hinschaute und unverständliche Laute von sich gab. Sie wurde auf einen abgelegenen Stuhl gesetzt. Oder vielmehr, sie wurde hineingehoben. Denn es war ein besonderer Stuhl. Er war wie ein Eierbecher gebaut, der zwei Löcher für die Beine hatte. Außerdem waren ein paar Gurte daran, welche über Sophies Schenkel gelegt und straff geschlossen wurden. Alleine kam sie da nicht mehr heraus. Lea und ihre Tante setzten sich weiter hinter auf die Warteplätze und beobachteten wie ein Frisierumhang um Sophie gelegt und dann hinten stramm gezogen wurde. Sophies Arme wurden an den Körper gedrückt und nur noch der Kopf schaute aus dem schwarzen, samtigen Stoff heraus. Der Umhang wurde verschlossen und das Mädchen auf dem Stuhl hatte keine Möglichkeit mehr in das einzugreifen, was man mit ihr und ihrem Haar anstellen würde. Nervös begann sie an ihrem Schnuller zu nuckeln und stöhnte leise vor sich hin.

Die Frau mit dem weißen Kittel und der runden Brille fuhr ein paar mal prüfend mit den Händen durch Sophies lange, dunkelbraune Haare, auf die sie bisher so stolz gewesen war. Das Mädchen hatte Tränen in den Augen und wimmerte kläglich. Sie drückte mit der Zunge gegen die Gummischnullerbirne in ihrem Mund und wollte sie herausdrücken, um ihrer Verzweiflung Luft zu machen. Doch die Frau lächelte kühl, fuhr mit ihrer Hand um Sophies Kopf und legte sanft zwei Finger auf den vorderen Teil des Schnullers, um ihn so wieder zurückzuschieben. Die murmelnden Laute wurden wieder leiser und die Augen des Mädchens weiteten sich.

Dann wurden ihre Haare zusammen genommen und ohne Vorwarnung mit einem schnellen Schwung und einer scharfen Schere auf der Hälfte mit einem Mal abgeschnitten. Alle im Raum hielten den Atem an. Es herrschte eine betroffene Stille. Dann war der Moment überwunden und die Frisöse warf den abgetrennten Schopf achtlos in Sophies Schoß. Eine zusätzliche Demütigung, wie diese fand.

Lea hatte zugesehen und ihr war von all dem ganz schwindelig. Dazu kam, dass sie plötzlich einen starken Druck in ihrer Blase verspürte. Unsicher blickte sie hin und her. Aber anstatt sich einfach nach dem Klo umzusehen, zupfte sie am Ärmel ihrer Tante und fragte kindlich.

„Tante Doren, ich muss mal.“

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